Zwei

Eira

Schmerz.

Scharf, unerbittlich, alles verzehrend. Er raubte alles andere.

Ich blinzelte, oder ich dachte, ich tat es, aber es war schwer zu sagen in der erstickenden Dunkelheit. Mein Körper schmerzte mit einer Schwere, die mich auf den kalten, zackigen Boden unter mir drückte. Die raue Oberfläche kratzte gegen meine Haut, roh und unnachgiebig, als würde sie jedes Zucken von mir verhöhnen.

Ich versuchte mich zu bewegen—irgendetwas, um den erstickenden Druck in meiner Brust zu lindern—aber der Versuch schickte einen stechenden Schmerz durch meine Wirbelsäule. Ein heiseres Stöhnen entkam meinen Lippen, das Geräusch prallte von unsichtbaren Wänden ab.

„Wo… bin ich?“ krächzte ich, meine Stimme heiser, gebrochen.

Die Frage verschwand im Nichts, verschluckt von der Stille. Mein Kopf dröhnte heftig, ein scharfer Schmerz, der die Ränder meines Blickfelds verschwimmen ließ. Jeder Zentimeter von mir tat weh, als wäre ich in Stücke gebrochen und hastig wieder zusammengesetzt worden.

Die Luft war feucht und schwer, klammerte sich wie Gift an meine Lungen. Sie stank nach Schimmel und Verfall, der Geruch war scharf und bitter genug, um meinen Magen umzudrehen.

Meine Hände zitterten, als ich versuchte, mein Gesicht zu berühren. Meine Finger strichen über geschwollene Haut, zackige Schnitte und getrocknetes Blut. Die zerfetzten Überreste meiner Kleidung hafteten an mir, feucht und klebrig von Schweiß und etwas Dickflüssigerem.

Blut.

Mein Atem stockte, und mein Magen drehte sich, als fragmentierte Erinnerungen auf mich einstürzten.

Die Hochzeit. Felix’ Lächeln, als er nach meiner Hand griff. Das Lachen meiner Eltern, vermischt mit der Musik. Nyla, die mich wegen meiner Nervosität aufgezogen hat. Die Menge jubelte, als ich mich zu der Liebe meines Lebens für den Kuss neigte.

Und dann die Schüsse.

So viel Blut.

„Felix…“ Sein Name glitt über meine Lippen, kaum ein Flüstern, aber er zerbrach etwas in mir.

Ich schloss die Augen, aber die Erinnerungen hörten nicht auf.

Felix brach in meinen Armen zusammen, die Wärme seines Körpers wich, als sich das Blut über seine Brust ausbreitete. Meine Eltern fielen, ihre leblosen Körper trafen den Boden mit einer erschreckenden Endgültigkeit. Nylas Schrei durchbrach das Chaos—hoch, scharf und völlig hilflos.

„Nein…“ Meine Stimme brach, als ich heftig den Kopf schüttelte, die Bilder wegzuwünschen. „Nein, nein, nein… Das ist nicht real. Es kann nicht real sein.“

Ich hielt meinen Kopf, zwang mich, aus dem Albtraum aufzuwachen. Ich muss aufwachen.

Wach auf, Eira, wach auf. Das ist nicht real, also tu es jetzt und wach auf!

Aber es war real.

Ein erstickter Schrei entfuhr meiner Kehle, roh und gebrochen. Meine Nägel gruben sich in meine Kopfhaut, während ich vor und zurück schaukelte, mein Körper zitterte unter der Last von Trauer und Wut.

Ich hatte alles verloren. Ich bin völlig und ganz allein.

Sein Gesicht tauchte in meinem Kopf auf—ein Mann, der mitten im Gemetzel mit einem kalten Lächeln stand. Die Erinnerung schickte eine neue Welle von Wut durch mich.

Meine Liebe. Meine Familie. Mein Leben.

Alles weg und nie zurückzubringen.

Ich schlug meine Fäuste gegen den Boden. „Warum?!“ schrie ich in die Leere. „Warum hast du mir alles genommen?!“

Die Dunkelheit gab keine Antwort.

Ich schleppte mich auf die Knie und tastete blind umher, meine Finger streiften eine kalte, feste Wand. Ich folgte ihr, zog meine Handflächen über die raue Oberfläche, bis meine Haut brannte. Als kein Ausgang erschien, kochte die Frustration über.

„Lasst mich raus!“ schrie ich und schlug mit den Fäusten gegen die Wand. Schmerz schoss meine Arme hinauf, aber ich hörte nicht auf. „Hört ihr mich? Stell dich mir, du Feigling! Töte mich, wenn du musst, aber hör auf, dich zu verstecken!“

Meine Stimme hallte wider, der Klang wurde von der bedrückenden Stille verschluckt. Meine Kraft ließ nach, und ich sank zu Boden, drückte meine Stirn gegen den kalten Stein. Der Kampf wich aus mir, hinterließ nichts als einen Schmerz, der so tief war, dass er endlos schien.

Dann durchbrach ein leises Knarren die Stille.

Licht flutete den Raum, blendend und grell. Ich warf einen Arm über meine Augen und blinzelte, als die Helligkeit die Dunkelheit durchdrang.

„Fünf Tage, Vögelchen. Hast du mich vermisst?“

Die Stimme war glatt, triefend vor Spott. Mein Magen drehte sich um, als sein Duft den Raum erfüllte – scharf, sauber und erstickend vertraut.

Ich senkte meinen Arm und blinzelte schnell, als sich mein Blick anpasste. Eine große Gestalt stand im Türrahmen, seine breiten Schultern warfen eine imposante Silhouette. Er bewegte sich mit langsamen, bedachten Schritten auf mich zu, seine Präsenz füllte den Raum wie ein Raubtier, das seine Beute verfolgt.

Es war er.

Der Mörder. Mein Entführer.

„Du hattest Zeit zum Nachdenken, nicht wahr?“ sagte er, sein Ton leicht und fast amüsiert. „Betrachte es als Geschenk. Nicht viele haben so viel Glück.“

Mein Blut kochte. Wut trieb mich vorwärts, bevor ich denken konnte, mein Körper stürzte sich auf ihn mit roher, animalischer Wut. „Du Monster!“ schrie ich. „Du Teufel!“

Er zuckte nicht zusammen. Seine Hand schoss hervor und packte meinen Hals mit einer Kraft, die mir die Luft aus den Lungen raubte.

„Falscher Zug, Agent,“ knurrte er, seine Stimme tief und giftig. Seine Augen brannten vor Hass, das Gewicht davon erstickend. „Ich würde nichts lieber tun, als dich hier und jetzt zu töten. Aber das wäre zu einfach.“

Ich krallte mich an seiner Hand fest, meine Sicht verschwamm, während ich nach Luft schnappte. Panik durchströmte mich, aber darunter setzte sich eine seltsame Klarheit fest. Der Tod war unvermeidlich, oder? Warum kämpfte ich immer noch dagegen?

Trotzdem begegnete ich seinem Blick, meiner voller Trotz. „Tu es,“ würgte ich hervor. „Töte mich. Genau wie du meine Familie getötet hast. Hör auf, so zu tun, als wärst du etwas anderes als ein Feigling.“

Ein grausames Lächeln kräuselte seine Lippen. „Feigling? Nein.“ Er ließ mich mit einem Stoß los und schickte mich auf den Boden. „Du wirst nicht so leicht sterben. Noch nicht.“

Ich hustete heftig und griff mir an den Hals, während er sich abwandte.

Die Tür schloss sich nicht hinter ihm. Stattdessen traten zwei Männer ein, ihre Ausdrücke kalt und unerbittlich. Sie packten mich grob und zogen mich auf die Beine.

„Was wollt ihr? Wohin bringt ihr mich?“ verlangte ich, meine Stimme zitternd, aber fest.

Er drehte sich nicht um, aber seine Stimme drang wie ein Messer durch den Raum. „Es ist Zeit, deine Schuld zu begleichen, cara mia.“

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