Kapitel 4
Als ich das Messer sehe, werde ich in Aktion versetzt. Ich krieche rückwärts auf allen Vieren, wie eine Krabbe, bevor ich es schaffe, mich aufzurichten.
Ich renne.
Hinter mir donnern Schritte, die im Takt mit dem hektischen Schlag meines Herzens pochen. Meine Absätze bremsen mich aus, also werfe ich sie im Lauf ab, das kalte Pflaster beißt in meine nackten Füße, während ich mehr Geschwindigkeit aufnehme.
Ich hetze den Bürgersteig entlang, schreie um Hilfe, aber der Nebel verschlingt meine Stimme vollständig, dämpft sie zu nichts.
Dann höre ich es. Seine Stimme, nicht in der Luft, sondern in meinem Kopf.
Niemand kann dich retten, Mädchen.
Es ist wie eine dunkle Wolke, die sich in meinem Schädel verdichtet, die Angst wird schärfer, schwerer, als ob er meinen Körper verlangsamen will. Ich kämpfe gegen den Sog an, keuche, versuche durch die Panik zu denken, was fast unmöglich ist, wenn ein Mann mit einem Messer näher kommt.
Ich kenne diese Straßen besser als die meisten. Vielleicht besser als er. Soll ich weiter rennen? Mich verstecken?
Scheiß drauf.
Ich biege scharf links in eine enge Gasse ab, suche verzweifelt nach Deckung. Meine Augen landen auf einem Müllcontainer, halb versteckt hinter einem Stapel weggeworfener Kisten. Keine Zeit, über Ratten oder was auch immer darin lebt, nachzudenken. Ich quetsche mich in die Kiste, die am nächsten zur Wand steht, mache mich klein, drücke meinen Körper nach unten, bis meine Knie in meine Brust bohren.
Mein Herz ist ein Trommel, zu laut, zu offensichtlich. Ich zwinge meine Atemzüge langsamer, ziehe die Luft ein und lasse sie so leise wie möglich wieder aus. Wenn ich lange genug still bleibe, geht er vielleicht an mir vorbei.
Warum ich? War das zufällig? Oder ist er derjenige, der mir gefolgt ist? Und warum konnte ich seine Aura nicht spüren – warum kann ich ihn in meinem Kopf hören? Die Fragen sind ein Strudel in meinem Geist, ziehen mich hinunter.
Dann fühle ich es. Seine Präsenz schleicht sich in meine Gedanken wie warmer Schlamm, der jeden Nerv überzieht.
Ich kann deine Angst riechen.
Komm raus, und ich mache deinen Tod schnell.
Keine Chance. Ich drücke mich tiefer, wünschte, ich könnte ganz verschwinden.
Schritte hallen durch die Gasse, langsam und bedächtig. Ich lege eine Hand über meinen Mund, um selbst das leiseste Geräusch zu ersticken.
Stille.
Sie dehnt sich, bis ich anfange zu glauben, dass ich vielleicht in Sicherheit bin. Meine Muskeln schmerzen vom Stillhalten. Endlich wage ich es, schiebe mich langsam hoch und spähe über den Rand der Kiste.
Da sehe ich ihn.
Lässig gegen die gegenüberliegende Wand gelehnt, als hätte er die ganze Zeit gewartet. Seine Augen glühen in einem geschmolzenen Orange, und selbst durch den Nebel hat seine Haut eine unnatürliche Leuchtkraft.
Er lächelt, ein Lächeln, das weiß, dass es bereits gewonnen hat.
„Hab dich.“

























































