Kapitel 3
Sophias Zeit in Untersuchungshaft war vorbei, und der Fall war immer noch festgefahren, also war sie vorerst frei.
Robert hielt sich im Schatten zurück und beobachtete, wie sie die Polizeistation verließ. Sie ging zielstrebig, den Rücken gerade, aber sie sah so dünn und zerbrechlich im kalten Wind aus.
Robert wusste es besser, als nach dem Äußeren zu urteilen. Er wandte sich an die Person neben ihm und sagte: „Lass zwei Beamte ihr folgen.“
„Wenn das wirklich ein Fall von Serienmorden ist, wer ist dann als Nächstes dran?“, fragte er sich.
Der Fall der Zwillingsfolter von vor 16 Jahren hatte mehr als nur Tony involviert.
Zurück in seinem Büro zog Robert die alten Akten hervor.
Vor sechzehn Jahren stieß Ella auf Tony und Kurt mit ihrer Freundin, und sie schlugen und folterten sie brutal.
Sie vermieden es, ihren Kopf zu treffen, sodass sie während der gesamten Tortur bei Bewusstsein war.
Ihr Körper war mit Bissspuren, Verbrennungen und Verbrühungen übersät, sogar in ihren intimsten Bereichen. Sie verlor das Baby, das sie trug, aufgrund ihrer Gewalt.
Am Ende war es die 8-jährige Sophia, die sie fand. Obwohl Ella sofort ins Krankenhaus gebracht wurde, überlebte sie nicht.
Drei Monate nach dem Vorfall argumentierte Tonys Anwalt, dass Ella nicht sofort an der Folter gestorben sei, sondern erst zwei Tage später an Komplikationen. Dies änderte ihre Anklage von vorsätzlichem Totschlag zu vorsätzlicher Körperverletzung.
Ihre Eltern legten auch eine Geburtsurkunde von irgendeinem Krankenhaus vor, die besagte, dass sie ein Jahr jünger seien als ihr dokumentiertes Alter, also nur 15.
So bekamen sie nur drei Jahre in einer Jugendstrafanstalt.
Aber drei Monate später waren sie wieder zu Hause und lebten glücklich mit ihren Eltern.
Nur Lyra wurde bestraft. Sie bekam zwei Jahre Gefängnis, weil sie zum Zeitpunkt des Verbrechens volljährig war.
Nachdem er die Akten gelesen hatte, seufzte Robert. Wenn es wirklich Sophia war, wäre das so schade.
Sie hatte so hart gearbeitet, um Ärztin zu werden, mit einer glänzenden Zukunft vor sich.
Niemand wollte sehen, wie sie von einer Ärztin zu einer Mörderin wurde und im Gefängnis endete.
Die Nacht war eisig. Sophia stieg in den letzten Bus. Es waren nur wenige Leute an Bord, alle fuhren lächelnd nach Hause. Selbst der Fahrer hatte ein Lächeln im Gesicht.
Aber Sophia war ausdruckslos. Die Lichter draußen waren hell, aber keines kam von ihrem Zuhause. Denn sie hatte kein Zuhause, nur sich selbst.
All ihr Glück endete in jener Winternacht vor 16 Jahren. Als Sophia endlich im Bett lag, lächelte sie wie ein Kind. „Mama, er ist endlich tot.“
Sie betrachtete ihre Hände im schwachen Licht, beide sauber, kein Dreck oder Blut. „Papa, ich habe mein Versprechen gehalten.“
Nach langer Zeit hallte ein leises Seufzen in der Dunkelheit wider. „Aber ich leide wirklich.“
Nach einer Weile durchbrach das schrille Klingeln eines Telefons die Stille und ließ Sophia erschrocken aufwachen. Sie schaute auf den Bildschirm; es war wieder eine virtuelle Nummer.
