Kapitel 4

Das Herrenhaus der Familie König strahlte in einem Meer von Lichtern, die einen warmen Schein über die prunkvolle Halle warfen, die mit üppigen Dekorationen geschmückt war. Aufwendige Wandteppiche zierten die Wände, während Kronleuchter über ihnen funkelten und die Pracht der Umgebung erhellten.

Als Arianna das Herrenhaus betrat, strömten Erinnerungen in ihren Kopf, jede Ecke des eleganten Anwesens weckte ein Gefühl der Nostalgie. Trotz des vergangenen Jahres rührte die Vertrautheit des Ortes ihre Emotionen und ließ ihr Herz mit einer Mischung aus Sehnsucht und Traurigkeit schneller schlagen.

Einst hatte sie sich dieses prächtige Herrenhaus als ihr zukünftiges Zuhause vorgestellt, doch das Leben hatte eine unerwartete Wendung genommen und ihre einst gehegten Träume verändert.

Mutig sammelte sie sich, atmete tief durch und trat in die einst vertraute, nun jedoch veränderte Umgebung.

„Okay, Arianna, bleib einfach ruhig“, murmelte sie leise vor sich hin und versuchte, sich zu entspannen. „Ich werde Oma König nur gratulieren und dann sofort wieder gehen. Kein Grund, sich zu viele Gedanken zu machen.“

In schlichter Kleidung gekleidet, schlich sich Arianna unauffällig durch die geschäftige Menge, bemüht, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Anwesenheit diente lediglich dazu, ein Geschenk zu überreichen und Glückwünsche auszusprechen, bevor sie wieder aufbrach.

Als Arianna den Raum durchsuchte, fiel ihr Blick auf Oma König, die tief in ein Gespräch vertieft war und deren lebendige Energie den Raum mit Wärme und Lebendigkeit erfüllte.

Arianna konnte nicht anders, als zu lächeln.

Mitten im lebhaften Geplauder wurde Ariannas Aufmerksamkeit von Oma Königs ansteckendem Lachen angezogen, ihr erfreuter Ausdruck malte den Raum mit echter Wärme und Freude.

Obwohl Arianna die Details ihres Gesprächs nicht verstehen konnte, sprachen Oma Königs gerötete Wangen und fröhliche Miene Bände.

Als Xander und Piper zärtliche Blicke austauschten, ihre Lächeln eine tiefe Verbindung widerspiegelnd, fühlte Arianna einen Stich der Sehnsucht in ihrem Herzen.

Trotz ihrer Bemühungen, gefasst zu bleiben, rührte die Szene vor ihr eine Mischung von Gefühlen in ihr auf, erinnerte sie daran, was einmal war und was hätte sein können.

Trotz des Schmerzes in ihrem Herzen konnte Arianna nicht aufhören, Xander anzusehen.

Ihre Augen trübten sich mit einer tiefen Traurigkeit und Sehnsucht.

In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie vielleicht nie wirklich die Tiefen des Mannes kannte, den sie einst so leidenschaftlich geliebt hatte.

Arianna dachte darüber nach, warum Xander ihre Verlobung beendet hatte, und fühlte eine Mischung aus Traurigkeit, Bedauern und Verwirrung.

Vielleicht hatte er nie echte Liebe für sie empfunden, oder vielleicht fand er ihre konservative Art und den Mangel an Aufregung zu einengend.

Die Anwesenheit von Piper, die scheinbar Xanders Wünsche erfüllte und ihm Freude brachte, verstärkte nur Ariannas Gefühl der Unzulänglichkeit und Selbstzweifel.

Sie konnte nicht anders, als zu bemerken, wie Xander Piper ansah, seine Augen voller Verehrung und Zärtlichkeit, als wäre sie das Zentrum seines Universums.

Es erinnerte sie daran, wie er sie einst angesehen hatte, damals, als ihre Liebe noch lebendig und lebhaft war.

Oder was sie für Liebe hielt.

Mit schwerem Herzen wandte sich Arianna ab und biss sich auf die Lippe, um die Tränen zurückzuhalten, die drohten, zu fließen. Sie erkannte, dass sie hier nicht mehr hingehörte, an diesem Ort voller Erinnerungen, die jetzt nur noch Schmerz brachten.

Arianna schalt sich selbst für ihre Dummheit, hierher gekommen zu sein, wohl wissend, welches Versprechen sie Xander gegeben hatte.

Sie hatte geschworen, ihm nie wieder über den Weg zu laufen, und doch stand sie hier in seinem Haus, unerwünscht und fehl am Platz.

Wer war sie überhaupt für diese Familie?

Nur eine Niemand.

Die abgelehnte Braut.

Es fühlte sich nicht richtig an, Oma König Geburtstagswünsche zu überbringen.

Sie hätte nicht kommen sollen.

Sie gehörte nicht mehr hierher.

Leise reichte sie ihr Geschenk einem Diener und sprach ihre stillen guten Wünsche an Großmutter King aus, während sie in der Menge stand.

Dann, ohne zurückzublicken, verließ sie das Herrenhaus und ließ die Echos einer Vergangenheit zurück, der sie sich nicht mehr stellen konnte.

Als Arianna aus dem Herrenhaus trat, griff ihre Hand instinktiv nach ihrem Handy, um ein Taxi zu rufen. Doch bevor sie den Bildschirm entsperren konnte, legte sich eine Hand über ihre Nase und ihren Mund und erstickte sie.

Panik durchströmte sie, und sie versuchte, sich zu wehren, aber der Griff des Angreifers war zu stark. Innerhalb von Augenblicken umfing sie die Dunkelheit, und ihr Körper wurde schlaff und sank zu Boden.


Langsam kehrten Ariannas Sinne zurück, ihr Körper fühlte sich unnatürlich warm an. Sie blinzelte, aber um sie herum war nichts als Dunkelheit. Panik stieg in ihr auf, und sie versuchte sich zu bewegen, nur um festzustellen, dass sie gefesselt war.

Dann durchbrach eine Stimme die Stille, hart und anklagend. Bevor sie reagieren konnte, schlossen sich kalte Hände um ihren Hals und schnitten ihr den Atem ab.

„Unglaublich! Du bist es?“ Eine raue, scharfe Stimme ertönte über Arianna und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Verdammt! Du hast mich tatsächlich betäubt?“ beschuldigte die Stimme, voller Wut und Verrat.

Diese Stimme… Obwohl sie nicht sehen konnte, wer der Mann war, erkannte sie ihn an der Stimme.

Es war Xander!

Das Erwachen an diesem unbekannten Ort nach dem Angriff ließ sie desorientiert und verängstigt zurück. Sie hatte keine Lust, sich erneut mit ihm auseinanderzusetzen und wieder in seine Welt hineingezogen zu werden.

Als sie versuchte, etwas zu sagen, wurde ihre Stimme von einem plötzlichen Stöhnen erstickt, ihr Geist noch immer benebelt von der Wirkung des Stoffes, der auf dem Tuch gewesen war.

Arianna kochte vor Wut und Scham, als sie Xanders imposante Präsenz neben sich spürte, seine Wärme, die in ihren Körper drang und ihr Urteilsvermögen trübte. Sie wusste, dass sie so schnell wie möglich weg musste.

Während sie sich bemühte, ihn von sich zu stoßen, waren ihre Anstrengungen vergeblich, da ihr Körper sie im Stich ließ, geschwächt durch das Mittel, das sie bewusstlos gemacht hatte.

„Geh weg von mir!“ brachte sie mühsam hervor, ihre Stimme kaum hörbar inmitten des Chaos ihrer Gedanken.

Xander, der ihren Widerstand missverstand, interpretierte ihn als Flirt und ein Spiel des schwer Erreichbaren.

Mit jedem vergehenden Moment wurde Xanders Atmung schwerer, seine Augen glühten vor Wut. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, die Adern traten hervor, während er vor Frustration die Zähne zusammenbiss.

„Ich kann nicht glauben, dass du so tief sinken würdest, Arianna. Mich zu betäuben und dann so zu manipulieren!“ brüllte er, seine Worte voller Wut und Verrat.

„Wenn du so erpicht darauf bist, dann lass uns sagen, dass du das selbst heraufbeschworen hast!“

In diesem stürmischen Moment prallten Xanders Lippen auf ihre, und er fühlte einen Schwall widersprüchlicher Emotionen durch sich strömen.

Wut und Verwirrung kämpften mit einem rohen, ursprünglichen Verlangen, das er nicht ganz begreifen konnte. Doch mitten im Chaos war da noch etwas anderes, etwas Unerwartetes.

Als sich ihre Lippen trafen, war es, als ob Ariannas Atem ihm neues Leben einhauchte, als wäre sie die Luft, die er zum Überleben brauchte.

In diesem kurzen Augenblick, als sich ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Rausch bewegten, fühlte sich Xander lebendig wie seit Jahren nicht mehr.

Es war, als hätte Ariannas Anwesenheit einen Funken in ihm wiederentfacht und längst begrabene Gefühle geweckt, die unter Schichten von Groll und Schmerz verborgen waren.

Doch selbst als er den berauschenden Eindruck ihrer Lippen gegen seine genoss, erinnerte ihn eine nagende Stimme in seinem Hinterkopf an all die Gründe, warum er sie verachten sollte.

Doch in diesem Moment schien nichts davon von Bedeutung zu sein. Alles, was existierte, war die elektrische Chemie zwischen ihnen, die sie in einem Wirbelwind aus Verlangen und Sehnsucht zusammenzog.

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