Kapitel 4
Goldene Wandteppiche, bestickt mit Szenen von Vampirtriumpfen in Fäden aus Karmesin und Gold, schimmerten schwach im flackernden Licht von Kristallleuchtern und warfen lange Schatten, die wie Gespenster über den Boden tanzten. Die Luft hing schwer vom Duft des Weihrauchs, unterbrochen vom metallischen Geruch des Blutes, der an den alten Steinen haftete – ein Duft, der Ronan Steeles geschärfte Werwolf-Sinne angriff und seine Haut vor Unbehagen prickeln ließ.
Er schritt vorwärts, dicht hinter seinem Vater, König Kael Steele, in das Herz dieser opulenten, aber erstickenden Vampirfestung.
Die Stimme des Herolds donnerte durch den Thronsaal von Noctis Dominia.
„Die Ankunft von König Kael Steele, Herrscher der Silberwildnis, und seines Sohnes, Kronprinz Ronan Steele, wird verkündet!“
Die massiven Türen ächzten auf und enthüllten die beeindruckende Präsenz von Kael und Ronan. Kael bewegte sich mit der Sicherheit eines erfahrenen Königs, sein eisen-schwarzes Haar, durchzogen von silbernen Strähnen, fing das Licht ein, sein tiefgrüner Umhang wehte hinter ihm wie das Blätterdach eines sturmgepeitschten Waldes.
Ronan folgte, seine breiten Schultern angespannt unter der robusten Lederrüstung, seine goldenen Augen durchstreiften den Raum mit der Wachsamkeit eines Raubtiers. Jeder Muskel in seinem Körper war gespannt, bereit zum Sprung, während er die gotische Pracht in sich aufnahm.
Am Ende des Saals, erhöht auf einem Podest, saß Königin Serafina deLacroix, ihre Präsenz eine unheimliche Mischung aus Anmut und Bedrohung. Ihr langes, gelocktes silbergraues Haar fiel über ihre Schultern wie flüssiges Mondlicht und umrahmte ein viktorianisches rotes Kleid, das sich an ihre schlanke Gestalt schmiegte, seine funkelnden Rubine blinkten wie frische Blutstropfen. Ihre blasse, fast durchscheinende Haut glühte schwach im gedämpften Licht, ihre Augen brannten mit einem kalten, unnachgiebigen Feuer.
Neben ihr lag lässig über den Arm des Thrones ihr Sohn, Prinz Dimitri deLacroix.
Dimitri strahlte Arroganz so mühelos aus, wie der Mond sein Licht warf. Gekleidet in ein makelloses weißes Leinenhemd, dessen Ärmel ordentlich in eng anliegende Lederhosen gesteckt waren. Sein glattes, schulterlanges silbernes Haar schimmerte wie ein Frosthalo gegen seine alabasterfarbene Haut, und seine durchdringenden blauen Augen – scharf wie Eissplitter – fixierten Ronan mit einer Mischung aus Verachtung und etwas Dunklerem, etwas Ungesagtem.
Das leichte Kräuseln seiner Lippen offenbarte einen Blitz seiner Fangzähne, eine stumme Erklärung seines Hasses, als er den Werwolf-Prinzen und dessen robuste Gestalt, das wilde Gewirr dunklen Haares und den erdigen Duft von Kiefer und Moschus, der ihn in Wellen umgab, musterte.
Kael hielt am Fuß des Podests inne und verneigte sich gemessen. „Majestät, Königin Serafina. Es ist eine Ehre, in Ihrem angesehenen Hof zu stehen. Die Silberwildnis trauert um die Prüfungen, die Ihr Königreich erdulden muss. Ein Krieg mit Menschen lastet schwer auf uns allen.“
Serafina neigte ihren Kopf, ihre roten Ohrringe funkelten wie zwei Blutstropfen gegen ihre Blässe. Ihr Lächeln war eine Klinge, die in Seide gehüllt war. „König Kael, Ihre Sympathien sind ebenso unnötig wie unüberzeugend. Unsere Völker haben seit Jahrhunderten miteinander gekämpft – Fang gegen Klaue, Schatten gegen Sturm. Warum stehen Sie jetzt vor mir, gehüllt in diesen Mantel der Höflichkeit?“
Kaels Lippen verzogen sich leicht, doch seine Haltung blieb fest. Mit einer subtilen Geste signalisierte er einem Begleiter, der eine gerollte Pergamentrolle mit einem eleganten Schwung präsentierte.
Der Herold nahm sie entgegen, entrollte das Dokument und seine Stimme erklang erneut.
„Durch das Dekret von König Kael Steele von den Silberwildnissen wird Ihrer Majestät, Königin Serafina deLacroix von Noctis Dominia, ein Vorschlag unterbreitet. Um das gegenseitige Überleben und die Stärke gegen die menschliche Bedrohung zu sichern, wird eine Allianz zwischen den Werwolf- und Vampirreichen angeboten. Als Symbol dieser Einheit soll Prinzessin Selene von den Silberwildnissen dem Hochwohlgeborenen Prinz Dimitri deLacroix zur Ehe versprochen werden.“
Schwere Stille senkte sich herab.
Dimitri neigte seinen Kopf leicht, seine himmelblauen Augen verengten sich, während er die Worte aufnahm.
/ 'Mich heiraten? Eine weibliche Wölfin, die ich nie getroffen habe?'
Sein Blick glitt zu Ronan, der steif neben seinem Vater stand, eine unnachgiebige Säule aus Muskeln und Trotz.
/ 'Diese räudigen Köter denken, sie könnten uns mit ihren Verwandten fesseln?'
Die Idee war lachhaft, doch seine Augen verweilten auf Ronans Gestalt, verfolgten die harten Linien seiner Schultern, die gespannte Stärke in seiner Haltung. Der Werwolf roch nach Schweiß und Erde, ein wildes, ungezähmtes Aroma, das mit der sterilen Raffinesse von Noctis Dominia kollidierte.
Aber etwas daran weckte eine ungewollte Neugier tief in ihm.
/ 'Also heirate ich seine Schwester? Würde sie genauso groß und stark sein wie dieser junge Werwolf?'
Ronans goldene Augen fixierten Dimitris eisigen Blick, und die Luft zwischen ihnen knisterte vor stiller, elektrischer Wut.
Ein Kampf der Willen entbrannte.
Dimitris Lippe kräuselte sich weiter, sein Blick glitt langsam über Ronan, katalogisierte die abgeschürfte Lederrüstung, die rauen Hände, die an seinen Seiten geballt waren, die schwachen Narben, die in seine von der Sonne geküsste Haut geätzt waren.
/ 'Ein Tier, das sich als Prinz ausgibt,' dachte Dimitri, sein Grinsen schärfte sich zu einem Raubtierhohn. / 'Wie niedlich und interessant.'
Ronan spürte die Prüfung des Vampirs wie eine Klinge gegen seine Haut, und sein Kiefer spannte sich fest, ein tiefes Knurren drohte aus seiner Brust aufzusteigen. Er zwang es hinunter, seine Nägel gruben sich in seine Handflächen, als er Dimitris Blick mit gleicher Wildheit begegnete.
/ „Arroganter, blutsaugender Parasit“, zischte er innerlich. „Ich würde ihm dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht reißen, wenn ich könnte. Warum sollte Selene einen so hasserfüllten, kalten Leichnam heiraten?“
Serafinas Gesichtsausdruck flackerte vor Ekel, als die Stimme des Herolds verklang, doch sie verbarg ihn schnell hinter einem festen, unaufrichtigen Lächeln. „König Kael, Ihre… Einfallsreichtum macht Ihnen Ehre. Ein solcher Vorschlag erfordert Überlegung. Ich werde meinen Rat konsultieren, bevor ich eine Antwort gebe.“
Kael neigte den Kopf, sein Gesicht eine Maske der Neutralität. „Natürlich, Eure Majestät. Wir erwarten Eure Weisheit.“
„Bis dahin“, schnurrte Serafina, erhob sich von ihrem Thron mit schlangenartiger Anmut, „erlaube ich mir, Euch meine Gastfreundschaft anzubieten. Begleitet uns zum Mittagessen.“
Kael nickte höflich, doch Ronans Stirn legte sich in Falten vor Unbehagen. Die Einladung fühlte sich wie eine Falle an, ein vergoldeter Käfig, der sich um sie schloss, aber er hielt seine Zunge.
Als die Gruppe aus dem Thronsaal geführt wurde, trafen sich Ronans Augen erneut mit Dimitris, und die Spannung zwischen ihnen zog sich straff, wie ein lebendiger Draht, der mit kaum gebändigter Energie summte.
Dimitris Blick war unerbittlich, er sezierte Ronan mit kalter Präzision. Muskulös, grobschlächtig, eine wandelnde Beleidigung für die Zivilität, dachte er, obwohl seine Gedanken an der rohen Kraft des Werwolfs hängen blieben, an der Wildheit, die unter seiner Oberfläche brodelte.
Es war abstoßend, aber ... faszinierend. Wie lebte er ein Leben am Hof?
Ronan starrte zurück, seine goldenen Augen glühten vor Trotz.
/ „Starr weiter, Parasit“, dachte er, sein Blut kochte. „Ich werde dir zeigen, was dieses ‚Biest‘ kann.“
Keiner sprach, doch die Luft vibrierte vor gegenseitiger Abneigung, ein explosiver Zusammenprall von Feuer und Eis, der am Rande der Explosion stand.
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Die große Halle von Noctis Dominia erwartete sie, ihre hohen Decken geschmückt mit Kronleuchtern, die die langen Mahagonitische in einem warmen, trügerischen Glanz badeten. Porträts von Vampirfürsten säumten die Wände, ihre gemalten Augen verfolgten die Neuankömmlinge mit stummer Verurteilung.
Kael und Ronan wurden zu Plätzen nahe dem Kopf des Tisches geführt, die Bewegungen der Diener waren unheimlich still. Ronans Haut kribbelte unter dem Gewicht der unsichtbaren Beobachtung, seine Sinne schrien, dass er nicht in diese schattige Höhle gehörte.
Sie saßen in gespannter Stille, bis die großen Türen aufschwangen und die Ankunft von Königin Serafina verkündeten. Sie glitt herein, ihr purpurrotes Kleid wie verschüttetes Blut hinter sich herziehend, mit Dimitri an ihren Fersen.
Sein Gang war träge, aber bewusst, seine blauen Augen schnellten zu Ronan mit einer Intensität, die dem Werwolf die Zähne aufeinanderbeißen ließ. Kael und Ronan erhoben sich, verbeugten sich steif, doch Serafina winkte sie mit einer Handbewegung nieder und setzte sich an den Kopf des Tisches.
Dimitri nahm den Platz zu ihrer Rechten ein, sein Blick verweilte einen Herzschlag zu lange auf Ronan, bevor er sich mit diesem ärgerlichen Grinsen zurücklehnte.
„König Kael“, begann Serafina, ihre Stimme schnitt wie Glas, „es scheint, dass die Bedrohung der Menschheit eine seltene Welle der Fantasie in den Silberwäldern ausgelöst hat. Ein Heiratsantrag, nicht weniger.“
Kael blieb unbeeindruckt. „Verzweiflung fördert Einfallsreichtum, Eure Majestät. Einheit könnte unsere Rettung sein.“
Während die Könige sprachen, führten Dimitri und Ronan ihren stillen Krieg.
Dimitris Augen wanderten zu Ronans Brust und bemerkten, wie sich seine Lederrüstung gegen seinen muskulösen Körper spannte. Der Duft von Kiefer und Erde wehte zu ihm herüber, roh und aufdringlich, doch er trug eine ungezähmte Vitalität in sich, die sein Interesse weckte.
/ 'Ein Wesen aus Dreck und Geheul,' dachte er, 'ich frage mich, wie sich das anfühlt.'
Ronan versuchte, den durchdringenden Blick des Vampirs zu ignorieren. Er konnte dessen Interesse an ihm spüren, wie ein Raubtier, das seine Beute betrachtet. Er verabscheute die Vorstellung, dass Selene seine Luna sein könnte, oder wie die Vampire es nannten, Vampirbraut - schon der Name irritierte ihn!
/ 'Eine hübsche Hülle für einen seelenlosen Parasiten,' dachte er verächtlich, untergraben von einer ärgerlichen Wahrnehmung der auffallenden Präsenz des Vampirs.
Diener kamen mit Tabletts herein und unterbrachen den Showdown vorübergehend. Schüsseln mit dunklem, zähflüssigem Blut wurden vor Serafina und Dimitri platziert, der Eisengeruch war scharf und ekelerregend für Ronan. Vor ihm und Kael erschien ein Teller mit gebratenem Wild und frischem Brot, dessen herzhaftes Aroma einen flüchtigen Trost bot.
Während sie aßen, durchdrang Serafinas Stimme die Luft, triefend vor versteckten Sticheleien. „Eine Allianz ist mehr als eine Ehe, mein Sohn. Es ist ein Schicksalsgeflecht. Stimmst du nicht zu?“
Dimitri tupfte seine Lippen mit einer Serviette ab, sein Tonfall war voller Spott. „Oh, sicherlich, Mutter. Obwohl man sich fragt, ob solche Knoten es wert sind, geknüpft zu werden. Manche Allianzen wiegen mehr, als sie heben.“ Seine Augen huschten zu Ronan und forderten ihn heraus, zu reagieren.
Ronans Griff um seine Gabel wurde fester, seine Knöchel wurden weiß. Red weiter, Blutsauger, dachte er, Wut kochte in ihm. Jedes Wort des Vampirs schürte das Feuer in seiner Brust und drängte ihn, über den Tisch zu springen und dieses Grinsen wegzuwischen.
Das Mahl endete mit steifen Höflichkeiten, und die Gruppe begab sich zum großen Eingang, wo eine Kutsche wartete. Dimitri lehnte sich gegen eine Säule, die Arme verschränkt, sein Grinsen unnachgiebig, während er zusah, wie Ronan einstieg.
/ 'So viel Wut,' dachte er. 'Sie wird ihn ausbrennen, aber ihn interessanter zum Ärgern machen.'
Ronan warf ihm einen letzten finsteren Blick zu, seine Hände zu Fäusten geballt. Dieser Blutsauger wird meine Schwester nicht berühren, schwor er sich still, das Bild von Dimitris spöttischem Gesicht brannte sich in sein Gedächtnis ein.
Als die Kutsche davonrollte, murmelte Ronan: „Vater, das ist ein Fehler.“
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