Kapitel 6

„Hör auf, so einen Unsinn zu reden! Du blamierst mich!“

Luke grinste nur. „Lass uns gehen. Außerdem habe ich nur die Wahrheit gesagt, meine Isabelle“, fügte er hinzu und nahm sie am Ellbogen.

Sie hielt ihn nicht auf, als er sie zu seinem Auto führte. Sie hatte absolut keine Lust zu sehen, wie die Zeugen nun über sie tuschelten.

„Wohin bringst du mich? Ich muss jetzt nach Hause. Ich habe noch Besorgungen zu machen und den Haushalt zu erledigen!“, sagte sie zu ihm, als sie im Auto saßen.

Er warf ihr einen Blick zu, bevor er losfuhr. „Das wirst du später sehen. Es ist erst halb vier, ich bringe dich um fünf nach Hause.“

Sie seufzte, weil sie einfach nicht aufhören konnte, ihn anzustarren. Er hatte ein sexy Grinsen. Wie immer sah er gut aus, selbst in einem schlichten schwarzen T-Shirt und einer ebenfalls schwarzen Baseballkappe. Er trug auch eine dunkle Sonnenbrille. Sie vermutete, dass er sie in der Öffentlichkeit trug, damit die Leute ihn nicht erkannten. Laut Joyce stammte Luke aus einer sehr reichen Familie und war wahrscheinlich besonders in der Stadt bekannt. Vielleicht kannten ihn auch hier einige Leute, also versuchte er nur, vorsichtiger zu sein. Heute wirkte er cool und entspannt. Er ließ sich wieder einen Bartschatten wachsen. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie vornehm er in einem Anzug aussehen musste. Sicher war er dann noch heißer. Bei diesen Gedanken schüttelte sie leicht den Kopf. Sie war ein einfaches Mädchen vom Land und passte nicht zu einem solchen Mann. Aber sie sollte sich solchen Gedanken gar nicht erst hingeben, denn sie wollte nicht sein Spielzeug sein. Dieser heiße Milliardär war wahrscheinlich gelangweilt. Zu ihrem Pech wollte er, dass sie seine Unterhaltung war, während er in Sta. Teresita weilte. Seine Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.

„Wir können zuerst etwas essen. Worauf hast du Appetit?“

Sie runzelte die Stirn. „Ich habe keinen Hunger.“

Sie war dankbar, dass er nichts darauf erwiderte. Sie lehnte den Kopf an den Sitz und schloss die Augen. Sie war müde, da sie letzte Nacht nicht viel geschlafen hatte.

Luke drehte sich um und warf Isabelle einen Blick zu. Sie schien eingeschlafen zu sein. Er kam einfach nicht darüber hinweg, wie hübsch sie war. Seit er sie gesehen hatte, wurde ihm klar, dass sein Cousin recht gehabt hatte. Er war der Frauen überdrüssig, mit denen er normalerweise ausging. Sie waren alle hübsch, kultiviert und wild im Bett. Isabelle war ganz anders als sie. Sie war einfach und konservativ, aber sehr hübsch. Er würde sein Leben darauf verwetten, dass sie Jungfrau war. Das gefiel ihm sehr. Doch seine Stirn legte sich in Falten, als er an Brett Ledesma dachte. Ihn konnte er nicht einfach verprügeln, so wie den Mistkerl, den er mit Isabelle an der Universität hatte reden sehen. Brett war der Bruder von Isabelles bester Freundin. Er konnte keine drastischen Maßnahmen ergreifen, um diesem Kerl klarzumachen, dass er sich von seiner Isabelle fernhalten sollte. Er seufzte schwer. Gestern hatte er zum ersten Mal einen Mann verprügelt, nur weil dieser eine Frau berührt hatte, die er für sich wollte. Er machte Kickboxen und Taekwondo, weshalb er keinen Bodyguard brauchte. Außerhalb seines Trainings hatte er seine Fähigkeiten noch nie gegen jemanden eingesetzt – bis gestern. Nun, er war erleichtert, denn er war sich sicher, dass dieser Arsch nach dem, was er ihm angetan hatte, einen weiten Bogen um seine Isabelle machen würde. Er grinste. Es war unglaublich, was er alles für diese wunderschöne Frau neben sich zu tun bereit war. Dann bemerkte er, dass sie bereits wieder wach war.„Wir sind da“, flüsterte Luke an ihr Ohr, was sie dazu brachte, die Augen zu öffnen.

Sie setzte sich aufrecht hin und ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass sie sich auf einem Hügel befanden. Sie und Joyce waren oft hierhergekommen, als sie noch in der Mittelstufe waren. Den größten Teil ihrer Sommerferien hatten sie damit verbracht, mit ihren Fahrrädern in diese Gegend zu fahren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand wie Luke an einen solchen Ort kommen würde.

„Warum sind wir hier?“

Er lächelte. „Warum nicht?“, beantwortete er ihre Frage mit einer Gegenfrage.

Bevor sie antworten konnte, stieg er aus und öffnete ihr die Tür. Sie sagte nur mit leiser Stimme danke.

„Warte mal kurz“, sagte er und ging zum Kofferraum des Wagens.

Er holte eine mittelgroße Kühlbox heraus. Sie fragte ihn nicht, was darin war. Er nahm sie am Ellbogen und führte sie zu einer kleinen Strohhütte. Da die Sonnenstrahlen noch etwas grell waren, hatten sie den Ort ganz für sich allein. Normalerweise kamen die Leute erst kurz nach 17 Uhr hierher.

Sie sah, was in der Kühlbox war: eine Kokosnuss. Luke sagte, er habe sie gekauft, bevor er sie abgeholt hatte. Er versuchte, ihr zu zeigen, dass er auch ein gewöhnlicher Junge vom Land sein konnte. Seine Familie besaß eine sehr große Farm, und er und Reed hatten oft ein paar Wochen dort verbracht, wenn sie schulfrei hatten. Er hatte sich daran gewöhnt, von ihren Landarbeitern und deren Familien umgeben zu sein, sodass er sich in Situationen wie dieser mit Isabelle einigermaßen anpassen konnte.

Sie zog eine Augenbraue hoch, als sie feststellte, dass es nur eine einzige Kokosnuss mit nur einem Strohhalm gab. Sie wusste, dass Luke sogar eine ganze Kokosnussfarm hätte kaufen können, wenn er gewollt hätte. Ihre Stirn legte sich in Falten, als er sein Hemd auszog.

„Was machst du da?“, fragte sie schockiert.

Er grinste sie nur sexy an. „Es ist heiß“, kam seine knappe Antwort.

Sie beschloss, sich auf die Holzbank zu setzen, und er tat es ihr gleich. Sie wollte seinen prächtigen Körper nicht ansehen.

„Wenn dir heiß ist, warum hast du dann beschlossen, hierherzukommen? Du hättest einfach in deinem klimatisierten Hotelzimmer bleiben sollen“, sagte sie sarkastisch mit einem Schmollmund. Sie hörte ihn kichern, würdigte ihn aber keines Blickes.

„Ich will bei dir sein. Und ich bin mir sicher, dass du nicht zugestimmt hättest, in mein Zimmer zu kommen“, scherzte er.Sie machte keine Bemerkung. Stattdessen ließ sie ihren Blick durch die Gegend schweifen. Luke konnte mit ihr machen, was immer er wollte, und niemand könnte ihr helfen, denn sie waren allein. Aber das hier war das kleinere der beiden Übel. Er hatte recht, sie wäre niemals mit ihm auf sein Zimmer gegangen. Sie wünschte sich jedoch, dass er ihr auch hier nichts Schlimmes antun würde.

„Hier, nimm einen Schluck“, bot er ihr die Kokosnuss an.

Sie hatte keine andere Wahl, als sich ihm zuzuwenden. „Warum hast du nur eine gekauft?“

„Wir können sie uns teilen“, sagte er lässig und ließ sie dabei nicht aus den Augen.

Um sich abzulenken, nahm sie einen Schluck, während er die Kokosnuss hielt. Obwohl er eine dunkle Sonnenbrille trug, spürte sie die Intensität seines Blicks.

„Warum sind wir hier?“, fragte sie, nachdem sie getrunken hatte.

Er antwortete nicht sofort. Er nahm ebenfalls einen Schluck. Sie schluckte. Ihre Lippen hatten gerade den Strohhalm berührt, und jetzt trank er daraus. Sie spürte, wie ihr Hals trocken wurde. Es fühlte sich an, als hätten sie sich gerade geküsst, als er denselben Strohhalm benutzte. Die Art, wie er den Saft schlürfte, war so sinnlich. Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Nachdem er getrunken hatte, fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, als ob er den Geschmack dessen, was er gerade getrunken hatte, und ihrer Lippen auskosten würde. Seine Augen verließen ihre keinen Moment. Sie räusperte sich und wandte ihren Blick wieder der Landschaft zu.

„Du solltest mich besser nach Hause bringen.“

Seine Stirn legte sich in Falten. „Willst du nicht bei mir sein, meine Isabelle? Ich will bei dir sein.“

Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze. Luke stockte der Atem. Ihre natürliche Schönheit und Unschuld ließen sein Verlangen nach ihr mit jedem Tag wachsen. Sie wusste nicht einmal, welche Wirkung das, was sie gerade getan hatte, auf ihn hatte. Er wollte sie schon die ganze Zeit küssen, aber er beherrschte sich. Er hatte sein Hemd ausgezogen, weil ihm heiß geworden war, als seine Handfläche ihren Ellbogen berührt hatte. Aber jetzt, mit nacktem Oberkörper, wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er stellte sich Isabelle ohne ihr Oberteil vor. Er hätte beinahe geflucht, weil er eine Erektion bekam. Er konnte sie nicht einfach küssen und sich wild mit ihr lieben.

„VERDAMMT!“, entfuhr ihm ein Fluch. Er benahm sich wie ein Perverser. Isabelle weckte eine Menge seltsamer Gefühle in ihm.

Isabelle schnappte nach Luft, als sie hörte, was aus seinem Mund kam.

OH, ZUM TEUFEL! Jetzt hat sie noch mehr Angst vor mir!, dachte er, als er ihr schockiertes Gesicht sah.

Sie erhob sich von der Bank. „Bringen Sie mich jetzt besser nach Hause, Mr. Contrero“, forderte sie mit kalter Stimme.

„Setz dich wieder hin, Isabelle. Wir müssen reden.“

„Ich weiß nicht, warum Sie das tun. Was wollen Sie von mir? Warum können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich bin nicht Ihre Art von Frau! Ich wette, Sie haben eine Menge schöner Mädchen in der Stadt, also halten Sie sich bitte einfach von mir fern!“„Andere Frauen sind mir egal. Ich will nur dich, meine Isabelle. Gib mir nur eine Chance.“

Isabelle bekam eine Gänsehaut. Wie konnte ein Mann wie er so etwas zu einer ganz gewöhnlichen Frau wie ihr sagen? „Warum ich?“, fragte sie wie im Flüsterton.

Er kam näher auf sie zu, und sie wich nicht zurück. Sie war zu überrascht von dem, was er gesagt hatte. Er nahm seine Sonnenbrille ab. „Alles, was ich weiß, ist, dass ich dich will“, offenbarte er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Sie versuchte, sich von ihm zurückzuziehen, um etwas Abstand zwischen sie zu bringen, aber er packte sie am Arm. Ein elektrischer Schlag schien durch ihren Körper zu fahren.

„Ich bin nicht wie eine Ihrer Frauen, Mr. Contrero.“

„Und ich will auch nicht, dass du wie sie bist. Ich würde ohne mit der Wimper zu zucken jemanden umbringen, wenn das passieren sollte“, sagte er drohend.

Luke wollte sich nicht vorstellen, dass Isabelle wild und auf lockeren Sex aus sein könnte wie seine früheren Bettgespielinnen. Die meisten von ihnen waren One-Night-Stands gewohnt.

Sie schnappte nach Luft. „W-was haben Sie gesagt?“, fragte sie.

Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres. „Ich werde jeden auslöschen, der dich mit Begierde ansieht, meine Isabelle.“

Sie stieß ihn von sich weg. Luke wollte sie nicht loslassen, aber er musste. Er war wütend auf sich selbst, weil er seinen Mund nicht unter Kontrolle hatte. Das Letzte, was er wollte, war, sie zu erschrecken oder wütend zu machen. Aber ihre Nähe brachte ihn um den Verstand. Sie war so nah und doch so fern. Er wollte sie auf der Stelle besitzen, aber er konnte sich ihr nicht aufzwingen. Er wollte, dass sie freiwillig zu ihm kam.

„Reden Sie nicht so mit mir! Ich bin nicht Ihre Freundin!“

„Deshalb will ich dich ja umwerben, aber du stößt mich immer wieder von dir“, sagte Luke.

Sie fasste sich an die Stirn. Sie bekam langsam Kopfschmerzen. Es war, als würde man gegen eine Wand reden. „Ich werde nicht mit Ihnen schlafen, selbst wenn Sie mein Freund wären!“

Luke richtete sich auf. Überraschte ihn das? Nein. Nachdem er bei Isabelle zu Hause gewesen war, ihre Großmutter kennengelernt hatte und gesehen hatte, wie sie reagierte, als er sie in seinem Auto küsste, wusste er, dass sie ihn nicht einfach so mit ihr schlafen lassen würde. Isabelle sah, dass sich Lukes Miene nicht veränderte. So naiv war sie nicht. Ihr war bewusst, dass er nur hinter ihrem Körper her war. Es wäre besser, wenn sie ihm die Wahrheit sagte. Auch wenn er Luke Contrero und sie nur ein einfaches Mädchen vom Lande war, würde sie ihn nicht mit sich spielen und sie dann fallen lassen, wenn er ihrer überdrüssig war.

„Ich werde mich nur meinem Ehemann hingeben“, offenbarte sie.

Lukes Augen wurden dunkler. Sie hielt seinem Blick stand.

„Dann heirate ich dich, meine Isabelle“, sagte er gedehnt, und ihr klappte die Kinnlade herunter.

„W-was?“, fragte sie.

Das hatte sie nicht kommen sehen. Sie hatte das gesagt, um ihn zu erschrecken und damit er sie in Ruhe ließ.

„Lass uns heiraten, meine Isabelle. Und da du mich so gerne Mr. Contrero nennst, sollte ich vielleicht anfangen, dich Mrs. Contrero zu nennen …“, sagte er mit einem Grinsen.

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