Zweites Kapitel

Kapitel 2

Als Miss Pat die Black-Suite betrat, huschte ein Anflug von Groll über ihr Gesicht. Sie arbeitete schon seit Jahren im Hotel, und die ständige Parade wohlhabender Gäste war ihr zur Last geworden. Sie ließ es sich nie anmerken, aber tief in ihrem Inneren war jedes Stück Gold, jedes glitzernde Licht und jeder Gast, der vor Privilegien nur so strotzte, eine Erinnerung daran, wie weit sie von dieser Welt entfernt war.

Die prunkvolle Suite, mit ihren goldenen Akzenten und dem Kristallleuchter, schien sie zu verhöhnen – ein stummer Hinweis auf ein Leben, das sie niemals haben würde. Sie schüttelte das Gefühl ab und setzte ihren üblichen strengen Gesichtsausdruck auf.

Ein schneller Blick durch den Raum, und sie entdeckte Tia und Nora, die ihrer Putzroutine nachgingen. Sie waren wie immer konzentriert. Miss Pat nickte einmal, dann glitten ihre Augen zum Couchtisch. Dort, achtlos hingelegt, als wäre es nichts, lag Adam Blacks Brieftasche.

Ihr Atem stockte. Einen Moment lang stand sie einfach nur da.

Leise wie eine Katze schlich sie näher, ihre Absätze machten die weichsten Geräusche auf dem üppigen Teppich. Diese Brieftasche – sie gehörte ihr nicht, aber die Versuchung drückte schwer. Ihre Finger zuckten. Ein Leben voller Zurückhaltung kämpfte gegen einen Moment unbedachten Verlangens.

Bevor sie sich dagegen entscheiden konnte, bewegte sich ihre Hand. Sie griff nach der Brieftasche und ließ sie tief in ihre Schürzentasche gleiten. Ihre Bewegungen waren glatt, professionell. Sie zuckte nicht zusammen, hielt nicht inne. So schnell war die Brieftasche vom Tisch verschwunden.

Sie wandte sich den Mädchen mit einem gezwungenen Lächeln zu. „Alles in Ordnung hier?“

Tia blickte auf und nickte schnell. „Ja, Miss Pat. Wir sind fast fertig.“

„Gut“, erwiderte Miss Pat knapp. Sie warf einen letzten Blick durch den Raum, ihre Kiefer angespannt, und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ihre Absätze klapperten gleichmäßig, als sie den Flur entlangging, das Gewicht der Brieftasche in ihrer Schürze fühlte sich jetzt wie eine tickende Zeitbombe an.

Sie war nicht weit gekommen, als sie beinahe mit Adam Black zusammenstieß.

Adam ging zurück zur Suite, vielleicht um etwas zu holen, das er vergessen hatte. Seine große Gestalt, sein selbstbewusster Gang und sein kalter Ausdruck ließen die Menschen aus dem Weg gehen, ohne dass er ein Wort sagen musste.

„Guten Nachmittag, Mr. Black“, sagte Miss Pat schnell, ihre Lippen zu einem höflichen Lächeln verzogen. Ihre Hand umklammerte die Seite ihrer Schürze.

Adam nickte ihr zu, ohne sie wirklich anzusehen. „Nachmittag.“

Er ging an ihr vorbei, ohne einen zweiten Blick zu werfen. Miss Pat atmete langsam aus, erst als sie weit genug von der Suite entfernt war. Das war zu knapp gewesen.

Adam betrat die Suite und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine Augen schweiften durch den Raum und blieben auf dem Couchtisch hängen.

Leer.

Sein Portemonnaie war weg.

Er stand einen Moment still, seine Gedanken spulten zurück. Er war sicher—er hatte es genau dort gelassen.

„Hey, du!“ Adams tiefe Stimme hallte durch den Raum.

Tia zuckte zusammen und ließ fast ihren Staubwedel fallen. Sie drehte sich um, ihr Herz sprang. „Ja, Mr. Black?“

„Mein Portemonnaie“, sagte er, seine Stimme kalt und scharf. „Es war genau hier. Jetzt ist es weg.“

Tia schüttelte schnell den Kopf. „I-ich habe nichts gesehen. Ich habe die Regale geputzt. Ich habe den Tisch nicht berührt.“

Adam musterte ihr Gesicht. Sie sah verängstigt aus—aber nicht schuldig. Trotzdem, es ging um seine Black Card. Die Situation war nicht nur frustrierend. Sie war ernst.

„Holen Sie Ihren Vorgesetzten“, sagte er fest. „Jetzt.“

Tia nickte und eilte aus dem Raum.

Momente später kehrte Miss Pat zurück, führte den Weg mit ihrer üblichen resoluten Haltung. Ein Sicherheitsbeamter folgte dicht hinter ihr. Tia trottete ihnen nach, ihre Augen weit vor Nervosität.

Adam stand am Tisch, die Arme verschränkt.

„Mr. Black“, sagte Miss Pat und versuchte, ruhig zu klingen. „Ich versichere Ihnen, wir werden Ihr Portemonnaie finden. Lassen Sie uns den Raum noch einmal durchsuchen.“

Adam hob eine Augenbraue. „Verlegt? Das glauben Sie, ist hier passiert?“

Miss Pat zuckte nicht zusammen. „Das ist Standardprozedur. Lassen Sie uns einfach nachsehen.“

Der Sicherheitsbeamte begann zu suchen—unter Kissen, in Schubladen, sogar im Mülleimer.

Nichts.

„Es ist nicht hier“, sagte der Wachmann und richtete sich auf.

Adams Augen fixierten Miss Pat. „Dann hat es jemand genommen. Und wir werden herausfinden, wer.“

Miss Pat zögerte, dann schlug sie vor: „Wir sollten die Sachen aller Anwesenden durchsuchen. Das ist der einzige Weg, sicher zu sein.“

Adam nickte knapp. „Tun Sie es. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

Die Spannung in der Suite wurde dichter. Das Personal stellte sich in einer Reihe auf und reichte ihre Taschen nacheinander. Nora ging als Erste—sauber. Dann Tia.

Als der Scanner über ihre Tasche strich, piepte er.

Alle erstarrten.

„Was zum Teufel?“ murmelte Adam und trat vor.

Der Wachmann öffnete Tias Tasche.

Adams Portemonnaie war darin.

Tia schnappte nach Luft. „Nein—nein! Das ist nicht meins! Ich habe es nicht—“

Miss Pats Ausdruck verwandelte sich in Sekunden von ruhig zu verraten. „Tia! Ich habe dir vertraut! Ich habe dir Chancen gegeben! Wie konntest du das tun?“

„Ich habe es nicht getan! Ich schwöre, ich habe es nicht getan! Ich habe es nicht einmal gesehen!“ weinte Tia.

Adam trat vor, sein Ausdruck war unergründlich, aber scharf. „Spar dir das“, sagte er kalt. „Es war in deiner Tasche. Das ist alles, was ich wissen muss.“

Tias Kehle schnürte sich zu. Ihre Beine fühlten sich schwach an. Ihr Atem ging schnell und ungleichmäßig. „Bitte... bitte glauben Sie mir. Ich habe das nicht getan.“

Aber niemand hörte zu.

Der Raum hatte sich bereits gegen sie gewandt.

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