Kapitel 4: Die Saat des Zweifels

Ein leises Klopfen hallte gegen die Schlafzimmertür.

Elena öffnete sie langsam, ihre Augen gesenkt und die Schultern hingen herab, das Gewicht des Morgens lastete bereits schwer auf ihrer Seele.

Contessa Valentina stand dort mit einem mitleidigen Lächeln im Gesicht. „Es tut mir leid, Liebes. Ich war hilflos.“

Elena antwortete nicht.

Sie wusste es besser, als leere Sympathie zu glauben. Niemand hätte sie vor Darios Wut letzte Nacht retten können, nicht einmal seine geliebte Stiefmutter. Also wandte sie sich ohne ein Wort ab und kehrte zu ihren Pflichten zurück, ihre Hände zitterten, während sie die Bettlaken abstreifte und durch frische ersetzte.

Das Geräusch der laufenden Dusche im Hintergrund war eine grausame Erinnerung daran, dass er noch in der Nähe war.

Ihre Hände bewegten sich mechanisch, richteten die Kissen, glätteten die Bettdecke, falteten die Ecken genau so, wie Dario es mochte. Ihr Körper schmerzte, ihr Herz war schwerer als je zuvor, aber sie bewegte sich weiter.

„Er ist unter der Dusche?“ fragte Valentina leise.

Elena nickte, ohne ihren Blick zu heben.

Bevor Valentina wieder sprechen konnte, öffnete sich die Badezimmertür. Eine Dampfwolke driftete heraus, als Dario ins Zimmer trat. Sein Bademantel klebte an seiner feuchten Haut, sein dunkles Haar war zurückgestrichen, Wasser tropfte noch von seinem Kiefer.

Seine kalten Augen musterten kurz Valentina, dann landeten sie auf Elena, die ihn nicht einmal ansah.

Ohne ein Wort ging Dario in den Kleiderschrank, um sich anzuziehen.

Valentinas Blick folgte ihm, aber dann fiel ihr etwas anderes auf.

Elena strich sich das Haar aus dem Gesicht und enthüllte dabei ungewollt die Spuren.

Liebesbisse bedeckten ihren Hals, ihren Kiefer, sogar nahe der Mundwinkel – unverkennbare Zeichen von Intimität. Spuren, die Dario hinterlassen hatte.

Valentinas Magen drehte sich vor Wut.

Nach all dem, was sie getan hatte – jede Lüge, jede Falle – berührte er sie immer noch?

Sie hatte ihm Models geschickt, Schauspielerinnen, Frauen mit Schönheit und Ruhm. Doch keine von ihnen hatte es geschafft, sein Interesse zu halten. Selbst wenn sie bei Partys an seinem Arm hingen, bemerkte er sie kaum. Und jede Nacht, egal was war, kam er nach Hause.

Zu ihr.

Valentinas Kiefer spannte sich an.

Sie glaubte, Dario genoss es nur, Elena zu brechen. Sie zum Weinen zu bringen. Sie schwach zu machen.

Aber was sie nicht wusste… war, dass Dario seine Frau nie berührte, wenn sie weinte.

Egal wie grausam seine Worte waren, wenn er sie berührte, tat er es mit verdrehter Zärtlichkeit, die ihren Schmerz in Lust verwandelte. Seine Zunge schnitt wie eine Klinge, aber sein Körper… verriet die Kontrolle, die er so sehr zu bewahren versuchte.

Dario schlug Elena nie. Aber seine emotionale Grausamkeit hatte sie auf eine andere Weise gezeichnet. Jedes Wort, jede Anschuldigung riss ein Stück ihrer Seele heraus. Und doch liebte sie ihn immer noch und hoffte, dass er sich ändern würde.

Eine scharfe Welle der Übelkeit überkam plötzlich Elena.

Sie hielt sich den Magen und stürzte ins Badezimmer.

Valentina verengte die Augen und folgte ihr.

Drinnen fiel Elena auf die Knie und erbrach sich heftig in die Toilette. Ihr ganzer Körper zitterte, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Valentina stand in der Tür und beobachtete sie schweigend, Misstrauen in ihren Augen aufkeimend.

Nach mehreren langen Minuten spülte Elena ihren Mund aus, blass und erschöpft. Sie versuchte, zu ihren Aufgaben zurückzukehren, aber Valentinas scharfe Stimme hielt sie auf.

„Elena… Oh mein Gott, bist du schwanger?“

Elena erstarrte.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus.

Bevor sie antworten konnte, trat Dario aus dem Kleiderschrank, das Hemd halb zugeknöpft, die Krawatte lose um den Hals hängend. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er zwischen den beiden Frauen hin und her blickte.

Valentina trat näher an ihn heran, klammerte sich mit einem gezwungenen, aufgeregten Lächeln an seinen Arm.

„Oh, Dario!“ schwärmte sie. „Endlich, nach drei Jahren… du wirst Vater! Ich werde Großmutter!“

Elena hielt den Atem an.

So wollte sie nicht, dass er es erfuhr.

Sie drehte sich um, ihre großen, unschuldigen Augen trafen die ihres Mannes.

Darios Miene verdunkelte sich.

Sein Blick wanderte zu Valentina. „Was hast du gerade gesagt?“

Valentina zuckte bei der Schärfe in seiner Stimme zusammen und trat instinktiv zurück.

Darios Kiefer spannte sich an, als er sich Elena zuwandte.

Seine Augen brannten vor Unglauben.

„Elena ist schwanger?!“

Sein Ton donnerte durch den Raum, und Elenas Beine gaben beinahe nach.

Sie konnte nicht atmen. Ihre Haut wurde kalt, als er langsame, berechnende Schritte auf sie zumachte. Die Luft wurde mit jedem Schritt schwerer.

Als er vor ihr stehen blieb, senkte sich seine Stimme zu einem leisen Flüstern.

„Ist es überhaupt möglich… dass du mein Kind trägst, Liebling?“

Seine Worte waren sanft… fast liebevoll.

Aber der Sturm darunter tobte lauter als je zuvor.

Seine Stimme war nicht ruhig, sie war tödlich. Und Elena wusste es.

Sie sprach nicht und weinte nicht.

Sie schüttelte nur den Kopf, instinktiv versuchte sie, sich vor der Explosion zu schützen, die sie kommen sah.

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