Geht

Nainas Perspektive

Ich stand in der Mitte meines Zimmers, ein bittersüßes Lächeln zog an meinen Lippen, während Tränen meine Sicht verschwommen machten. Dieses Zimmer war nicht nur vier Wände – es war meine Kindheit, mein Lachen, meine nächtlichen Träume und der sicherste Ort, den ich je gekannt hatte.

Und heute ließ ich alles hinter mir.

Nicht nur dieses Zimmer. Nicht nur dieses Haus. Nicht einmal nur diese Stadt. Ich verließ mein Land.

Es ist nicht einfach, einundzwanzig Jahre Leben in zwei Taschen in zwei kurzen Tagen zu packen. Wie faltet man seine Erinnerungen, seine Geheimnisse und seine Identität in einen Koffer? Ich erinnerte mich immer wieder daran – das ist für meine Träume. Das ist für das Versprechen, das ich gegeben habe.

Trotzdem… ein Teil von mir wollte alles absagen, sich in dieses Bett einkuscheln und nie wieder loslassen.

Aber nein. Träume warten nicht. Um sie zu erreichen, muss ich weggehen.

Man sagt:

„Kuch paane ke liye kuch khona padhta hai.“

(Um etwas zu gewinnen, muss man etwas verlieren.)

Und heute verlor ich alles; alles war sicher.

Ich weiß nicht warum, aber ein seltsames Schwergefühl erfüllte mich – als ob heute wirklich mein letzter Tag in diesem Zimmer wäre.


„Nainaaa! Jana hai ki nahi? Airport Jane ke liye late ho raha hai!“ Mamas Stimme durchbrach meine Gedanken.

(„Naina! Kommst du oder nicht? Wir kommen zu spät zum Flughafen!“)

„Haan Maa, bas 5 Minuten.“

(Ja, Mama, nur 5 Minuten.)

„Thik hai, jaldi aaja. Kahin room dekhte-dekhte so mat jana.“

(Okay, komm schnell. Schlaf nicht ein, während du dein Zimmer ansiehst.)

Ich lachte leise und rollte mit den Augen. Typisch Mama.

Mein Blick wanderte zu meinem kleinen Tempel in der Ecke. Ich hatte ihn mit meinen eigenen Händen gebaut – jede Blumenverzierung, jede Diya mit Liebe platziert. Langsam ging ich zu ihm und stand mit gefalteten Händen, schloss die Augen.

„Hey Gott,“ flüsterte ich, „ich werde eine Reise in ein neues Land beginnen… Alles wird fremd sein – neue Menschen, neue Kultur, neue Herausforderungen. Bitte gib mir Kraft, nicht nur Probleme zu begegnen, sondern sie zu lösen.

Und bitte… beschütze Mama und Papa. Sie verbergen es gut, aber ich sehe ihre Traurigkeit. Ich möchte nicht, dass sie leiden, wenn ich weg bin. Aber ich muss gehen; sonst werde ich mein Versprechen nie erfüllen.“

Meine Kehle schnürte sich zu. Genau in diesem Moment—

„Naina!“ Diesmal riefen sowohl Mama als auch Papa zusammen.

„Ich komme!“ rief ich zurück, nahm schnell die kleine Statue von Ganesh Ji und drückte sie an mein Herz.

Mit einem letzten Blick auf das Zimmer, das meine gesamte Kindheit beherbergte, trat ich hinaus.


Der Flur war voller Menschen. Meine Freunde, Cousins, Tanten und Onkel standen alle wartend auf mich. In dem Moment, in dem ich erschien, umringten sie mich – umarmten mich, segneten mich, neckten mich.

„Vergiss uns nicht, nachdem du eine große Frau in New York geworden bist!“ lachte einer meiner Cousins und kniff mir in die Wange.

„Arrey, uske liye toh pehle return ticket bhi le aati,“ neckte ein anderer.

(Sie hätte auch gleich ein Rückflugticket kaufen sollen, nur für den Fall.)

Ihr Lachen machte meine Brust nur schwerer. Ich zwang mich zu einem Lächeln und umarmte sie alle.

„Lasst uns gehen. Wir kommen zu spät.“ Papas Stimme kam, fest aber leise.

Ich nickte und folgte ihm nach einem letzten Abschied.

Als das Auto wegfuhr, winkten alle. „Tschüss, Niu!“ riefen sie – mit meinem Kindheits-Spitznamen. Ich winkte zurück und sah zu, bis ihre Figuren verschwammen und das Haus langsam verschwand.Warum habe ich das Gefühl, dass ich dieses Haus nie wiedersehen werde?

„Hör auf damit, Naina,“ schalt ich mich selbst. „Genieß die Reise.“

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Der Flughafen war kalt, steril und voller Lärm, doch ich fühlte mich seltsam losgelöst. Alles, was ich sehen konnte, waren Maa und Papa, die vor mir standen und versuchten, stark zu wirken.

Das tat mehr weh als alles andere—ihre Stille, ihre Masken.

„Main ja rahi hoon,“ sagte ich leise.

(Ich gehe.)

Sie antworteten nur mit einem Brummen.

„Nur hmm?“ fauchte ich, meine Stimme zitterte. „Wenn ich nur 15 Minuten weg bin, sagt ihr tausend Dinge—halt das Telefon bei dir, sprich mit niemandem, iss pünktlich, geh früh schlafen. Und jetzt, wo ich so weit weg gehe, sagt ihr nichts?“

Maa brach sofort zusammen, drückte mich in ihre Arme und weinte an meiner Schulter.

„Pass auf dich auf… komm gut an, ruf uns an, überspring keine Mahlzeiten, vertrau keinen Fremden…“ Sie schüttete alles aus, was sie zurückgehalten hatte.

Normalerweise würde Papa sie schimpfen und sagen: „Hör auf, dir Sorgen zu machen. Unsere Tochter ist stark; sie kann auf sich selbst aufpassen.“

Aber heute sagte er nichts.

Sein Schweigen war lauter als Worte.

Die Tränen eines Vaters… sie schneiden tiefer als die einer Mutter. Weil Väter sie nie zeigen. Die Gesellschaft hat sie mit dieser unsinnigen Regel in Ketten gelegt—„Männer weinen nicht.“ Was für ein Unsinn! Ich wollte denjenigen schlagen, der diese Regel gemacht hat. Männer fühlen. Väter leiden. Warum sollten sie nicht weinen?

Ich schluckte schwer und trat auf Papa zu. Langsam umarmte ich ihn. Zuerst blieben seine Arme steif, aber dann legten sich zwei zitternde Hände auf meinen Rücken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit flüsterte er: „Pass auf dich auf.“

Diese vier Worte brachen mich. Ich wusste, wie viel Kraft es ihn gekostet hatte, sie zu sagen, ohne zusammenzubrechen.

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Nach ihrem Segen zwang ich mich, wegzugehen, auch wenn meine Beine sich schwer wie Stein anfühlten.

Einmal drehte ich mich um—Maa hielt Papas Arm fest, ihre Augen geschwollen, sein Gesicht bleich, aber immer noch stark. Sie winkten nicht; sie standen nur da, verwurzelt, als hätten sie Angst, dass ein Winken mich verschwinden lassen würde.

Ich wollte zurücklaufen, sie umarmen und nie wieder loslassen. Aber das tat ich nicht.

Stattdessen verstärkte ich meinen Griff um meine Taschen und ging weiter.

Check-in. Sicherheitskontrolle. Bordkarte. Jeder Schritt fühlte sich mechanisch an, als würde ich in einem Traum gehen.

Endlich saß ich auf meinem Platz im Flugzeug. Die Welt draußen durch das kleine ovale Fenster sah verschwommen aus, als sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten.

„Das ist es, Naina,“ flüsterte ich zu mir selbst. „Dein neuer Anfang.“

Erschöpfung überkam mich wie eine Welle. Als die Motoren aufheulten, schloss ich die Augen—und der Schlaf nahm mich in seine Arme.

Aber selbst in meinen Träumen konnte ich immer noch Maans Tränen sehen und Papas zitternde Hände auf meinem Rücken spüren.

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Bald werden sie sich treffen, und die Geschichte wird beginnen, also vergiss nicht, auch einen Kommentar zu hinterlassen.

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