Kapitel 7: ¿Wo ist Ethan?
Die Dunkelheit schien sie zu umhüllen, während sie das Gelände durchquerten und verzweifelt nach Ethan riefen. Die Taschenlampe, die Alexander hielt, beleuchtete nur wenige Meter vor ihnen, wodurch die Atmosphäre noch bedrückender wirkte.
„Wo denkst du, könnte er sein?“ fragte Isabella, ihre Stimme kaum ein Flüstern.
„Ethan ist klug, aber er hat auch Angst,“ antwortete Alexander und ballte die Kiefer. „Wenn er beschlossen hat wegzulaufen, ist er wahrscheinlich irgendwohin gegangen, wo er sich sicher fühlt.“
Isabella hielt abrupt an, als hätte sie plötzlich einen Gedanken getroffen.
„Der Park!“ rief sie aus. „Vor ein paar Wochen hat Ethan mir erzählt, dass er sich gerne in einem nahegelegenen Park versteckt, wenn er vor allem fliehen möchte. Vielleicht ist er dort.“
Alexander nickte, und sie begannen erneut zu rennen, die Hoffnung, dass Ethan in Sicherheit war, trieb ihre Schritte an.
Als sie im Park ankamen, der nur durch wenige Straßenlaternen schwach beleuchtet war, suchten sie verzweifelt zwischen den Bäumen, Bänken und dem kleinen See. Isabella fühlte ihr Herz in ihrer Kehle, die Angst lähmte sie fast. Doch plötzlich durchbrach ein leises Geräusch die Stille.
„Isabella…“
Es war Ethans Stimme. Sie drehte sich schnell um und sah ihn. Er saß auf einer Schaukel, seine Augen voller Tränen und sein Gesicht blass. Als sie ihn sah, fühlte Isabella eine überwältigende Erleichterung.
Sie rannte auf ihn zu, kniete sich hin und umarmte ihn fest.
„Ethan!“ rief sie aus, ihre Stimme brach. „Geht es dir gut? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
Der Junge, immer noch schluchzend, klammerte sich an sie, sagte aber nichts. Isabella hielt ihn fest, fühlte eine unerklärliche Verbindung, etwas, das sie nicht ganz verstand, aber das ihr das Gefühl gab, Ethan sei mehr als nur ein Kind unter ihrer Obhut. Es war, als hätte sie ihn schon immer gekannt, als ob etwas Tieferes sie verband.
Alexander näherte sich, eine Mischung aus Erleichterung und Besorgnis auf seinem Gesicht.
„Ethan, warum bist du weggelaufen? Du hast uns alle erschreckt.“
Ethan blickte weg, vermied den Blick seines Vaters und flüsterte:
„Ich wollte nicht mehr dort sein… Miranda macht mir Angst.“
Ethans Worte trafen sie wie ein Hammer. Isabella fühlte, wie sich ihre Haut zusammenzog. Sie wusste, dass Miranda nicht die beste Person war, aber dass ein Kind so etwas sagte… da war etwas viel Dunkleres in dieser Beziehung.
Alexander holte tief Luft, offensichtlich betroffen von dem, was sein Sohn gesagt hatte. Er kniete sich vor ihm hin, Schmerz auf seinem Gesicht.
„Es tut mir leid, Ethan,“ sagte er leise. „Ich wusste nicht, dass du dich so fühlst. Ich werde nicht zulassen, dass Miranda dir wehtut. Ich verspreche es.“
Der Junge blickte auf, suchte nach Aufrichtigkeit in den Augen seines Vaters und nickte leicht.
Isabella konnte jedoch das Gefühl der Unbehaglichkeit nicht abschütteln. Etwas stimmte nicht. Dieses Haus war voller Geheimnisse, und sie hatte das Gefühl, dass sie gerade erst an der Oberfläche gekratzt hatten. Warum verursachte Miranda so viel Angst bei Ethan? Und was lag noch hinter dieser perfekten Fassade, die Alexander der Welt präsentierte?
Zurück im Herrenhaus schlief Ethan schnell ein, erschöpft von Angst und Emotionen. Isabella deckte ihn mit einer Decke zu und streichelte sanft sein Haar. Etwas in ihrem Herzen regte sich jedes Mal, wenn sie ihn ansah, ein Gefühl, das sie nicht erklären konnte. Sie fühlte eine tiefe Verantwortung gegenüber ihm, als ob etwas sie drängte, ihn um jeden Preis zu schützen.
Als sie das Zimmer verließ, fand sie Alexander im Flur. Ihre Blicke trafen sich, und in diesem Moment schien die Barriere zwischen Chef und Angestellter zu verschwinden.
„Danke, Isabella,“ sagte Alexander, seine Stimme leise und voller Dankbarkeit. „Ich weiß nicht, was ich heute Nacht ohne dich getan hätte.“
—Ich werde alles tun, was nötig ist für Ethan —antwortete sie aufrichtig.
Die Stille dehnte sich zwischen ihnen aus, beladen mit unausgesprochenen Emotionen. Doch bevor sie noch mehr sagen konnten, durchbrach ein Schrei die nächtliche Ruhe.
—Ethan! —Die Stimme war Mirandas, aus dem Zimmer des Jungen—. Hilfe, Alexander, irgendetwas stimmt nicht!
Beide eilten zu Ethans Zimmer, erneut von Angst ergriffen. Als sie ankamen, sahen sie ihn. Ethans kleiner Körper zitterte heftig auf dem Bett, seine Augen waren weit geöffnet, aber völlig unfokussiert, als sei er in einem Albtraum gefangen, aus dem er nicht erwachen konnte.
—Ethan! —rief Isabella und kniete sich neben ihn, versuchte ihn zu halten.
Doch der Junge reagierte nicht. Er zitterte nur, verloren in etwas, das sie nicht sehen konnten.
Panik erfüllte Alexanders Gesicht, als er sein Telefon herauszog, um einen Arzt zu rufen, und eilte aus dem Zimmer. Isabella hingegen konnte nur an eines denken: Was auch immer geschah, Ethan verdiente dieses Leiden nicht. Und sie musste herausfinden, was es verursachte, bevor es zu spät war.
Isabella holte tief Luft, ihre Hände zu Fäusten an ihren Seiten geballt. Nervosität und Wut verzehrten sie von innen, aber sie wusste, dass sie die Situation vorsichtig angehen musste, um Ethans willen. Sie konnte nicht zulassen, dass Miranda, eine Frau, die offensichtlich keine Zuneigung für den Jungen hatte, ihn auf irgendeine Weise verletzte.
Sie blickte zu Miranda, die an der Tür von Ethans Zimmer stand, ein höhnisches Grinsen auf ihrem Gesicht. Noch immer von dem Bild des zitternden Kindes unter den Laken verfolgt, konnte Isabella die Welle der Empörung, die sie verspürte, nicht länger zurückhalten.
—Was hast du in Ethans Zimmer gemacht? —fragte Isabella, ihre Stimme leise, aber erfüllt von einer Stärke, die sie selbst nicht für möglich gehalten hatte. Sie stand fest vor Miranda, entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Miranda hob eine Augenbraue, offensichtlich nicht daran gewöhnt, herausgefordert zu werden, und ließ ein sarkastisches Lachen hören.
—Ich habe mich nur... um ihn gekümmert —antwortete sie in einem übertrieben süßen Ton, der Isabellas Wut nur weiter anheizte—. Wer sonst würde das tun? Du bist erst seit ein paar Tagen hier. Du weißt nichts darüber, was er braucht.
Isabella starrte zurück, bewegte sich keinen Zentimeter. Sie wusste, dass Miranda log. Ethan hatte Angst, und das war nicht das erste Mal, dass sie ihn nach einer Begegnung mit dieser Frau so gesehen hatte. Isabellas Hände zitterten leicht, aber sie ließ Miranda nicht aus den Augen.
—Um ihn gekümmert? —wiederholte sie, Ungläubigkeit in ihrer Stimme—. Was ich gesehen habe, war ein verängstigtes Kind. Es scheint mir nicht, dass du dich um ihn kümmerst, Miranda. Was hast du ihm angetan? Warum hatte er solche Angst?
Miranda ließ die falsche Freundlichkeit fallen. Ihr Gesicht verhärtete sich, und sie trat auf Isabella zu, drang in ihren persönlichen Raum ein mit einem Blick voller Verachtung.
—Was weißt du schon? —zischte sie—. Dieses Kind braucht Disziplin, nicht eine nutzlose Nanny, die ihn verwöhnt. Alexander überlässt alles mir, wenn er nicht da ist. Du solltest deinen Platz hier nicht vergessen.
Isabella machte einen Schritt zurück, spürte die greifbare Spannung in der Luft, aber sie wich nicht zurück.
—Mein Platz hier ist es, mich um Ethan zu kümmern —antwortete sie fest—, und wenn ich ihn nochmal wegen dir verängstigt sehe, werde ich Alexander genau wissen lassen, was hier vor sich geht.
Stille fiel zwischen ihnen, und Miranda starrte sie mit Augen voller unterdrückter Wut an. Sie sagte nichts mehr, aber die unausgesprochene Drohung war deutlich zu spüren. Nach einem langen Moment drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort, die Tür hinter sich zuschlagend.






















































































































































































































































