Kapitel Drei — Derjenige, der zuschaut
Der Wald sprach nicht zu den meisten Menschen, doch ihm flüsterte er zu.
Caius bewegte sich, als wäre er ein Teil des Landes selbst – barfuß auf feuchtem Moos, Schweiß glänzte auf seinem Schlüsselbein, die Schwere des Morgennebels haftete an seiner Haut. Sein dunkles Haar fiel in lockeren Wellen bis zu seinem Kiefer, und ein dichter Bartschatten lag auf seinem Gesicht. Die Welt kannte ihn nur als einen Abtrünnigen, eine Bestie, die wegen ihres Ungehorsams verbannt worden war. Doch vor seinem Fall war er von königlichem Geblüt gewesen.
Der wahre Erbe.
Geboren in die Blutlinie, die einst das nördliche Königreich beherrscht hatte, war Caius mit Macht in seinen Händen und dem erwarteten Gehorsam in seinem Rückgrat aufgewachsen. Aber schon als Junge hatte er die Wahrheit gekannt: Er würde niemals folgen und sich niemals beugen. Sein Wolf war schon immer wilder gewesen als die, die ihn erzogen hatten.
Als die Ältesten versuchten, ihn zu einer Bindung mit einer hochgeborenen Frau zu zwingen, um eine Allianz zu sichern, war er ausgerastet. Er hatte Krone, Hof und Verwandtschaft den Rücken gekehrt. Hatte das Königreich hinter sich gelassen und war mit nichts als Wut und Instinkt in den Wäldern verschwunden.
Das war vor zehn Jahren.
Und doch erinnerte sich das Land noch immer an ihn.
Jetzt kniete er an einem Bach, schöpfte Wasser in seinen Mund und schmeckte mit halb geschlossenen Augen den Wind. Etwas stimmte nicht. Etwas, das sich gegen seine Instinkte drängte.
Keine Gefährtin. Keine Bindung.
Nur die Leere.
Caius hatte sich an die Einsamkeit gewöhnt. Aber es gab Nächte – selbst jetzt noch –, in denen die Stille ihn mit den Zähnen knirschen ließ. Nächte, in denen er sich danach sehnte, jemanden ohne Worte zu berühren. Nächte, in denen sein Wolf mit einem Bedürfnis, das nichts mit dem Schicksal zu tun hatte, an der Innenseite seiner Haut kratzte.
Kurz vor Sonnenuntergang verließ er den Wald und steuerte auf das nächste Dorf zu – den einzigen Ort, an dem er es noch zuließ, erkannt zu werden.
Das Haus mit dem zweifelhaften Ruf stand am Rande der krummen Straße, seine Laternen leuchteten bernsteinfarben hinter samtverhangenen Fenstern. Er stieß die Tür auf und nickte der Puffmutter zu, die kaum aufblickte. Sie wusste, warum er kam.
Sie wartete oben.
Cassia.
Die einzige Person, die keine Fragen stellte. Die einzige, die nicht zusammenzuckte, wenn seine Hände zitterten oder wenn seine Stimme in etwas nicht ganz Menschliches abglitt.
Sie saß mit verschränkten Beinen auf dem Bett, ihre nackte Haut leuchtete im Kerzenlicht, ihre Augen waren dunkel vor Wissen.
„Harte Nacht?“, fragte sie und legte den Kopf schief.
Er antwortete nicht. Mit zwei Schritten durchquerte er den Raum, packte sie an der Kehle und drückte sie gegen die Wand. Ihr Atem stockte – nicht aus Angst, sondern aus Erwartung.
„Sag mir, dass ich aufhören soll“, knurrte er.
Sie lächelte.
„Niemals.“
Während er sie festhielt, riss er mit einer Hand an seinem Gürtel. Das Leder löste sich mit einem Schnappen, und er zerrte sich mit einem Knurren die Hose herunter. Sein Schwanz schnellte hervor – lang, dick, zornig. Selbst nach all den Malen, die sie ihn genommen hatte, spannten sich Cassias Oberschenkel unwillkürlich an.
Sie machte sich auf das gefasst, von dem sie wusste, dass es kommen würde.
Denn Caius liebte nicht.
Er vernichtete.
Er sprach nicht. Er packte nur ihre Hüfte, riss ihr Bein hoch und stieß sich mit einem einzigen brutalen Stoß in sie, der sie aufschreien ließ, während ihr Rücken sich in einem heftigen Ruck aus schmerzvoller Lust krümmte.
Seine Hand vergrub sich in ihrem Haar und riss ihren Kopf zurück, während sein Mund ihren Hals fand und zubiss – nicht, um sie zu zeichnen, sondern um sich zu erden. Um etwas zu verletzen. Sie wimmerte, ihre Fingernägel gruben sich in seine Arme, als er begann, sich zu bewegen.
Hart.
Unerbittlich.
Seine Stöße hatten keinen Rhythmus – nur Bestrafung. Nur Kummer. Nur Feuer.
Ihr Stöhnen wurde zu gebrochenen, erstickten Lauten. „Caius – verdammt –“
Er grunzte, seine Brust bäumte sich gegen ihre, jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, während er tiefer und schneller in sie eindrang. Er packte erneut ihre Kehle und drückte sie gegen die Wand, bis ihre Zehenspitzen kaum noch den Boden berührten.
Sie keuchte. „Hör nicht auf.“
Er hätte es nicht gekonnt, selbst wenn er es versucht hätte.
Sein Wolf hatte jetzt die Zügel in der Hand – wild, hungrig, gequält. Er fickte sie, als wäre sie das Einzige, was ihn noch auf der Erde hielt, als würde seine Erlösung irgendwie den Schmerz in ihm aushöhlen.
Der Raum füllte sich mit dem Geräusch von Fleisch auf Fleisch, von knurrenden Atemzügen, von Verzweiflung.
Cassias Höhepunkt schlug ein wie ein Blitz, ihr Schrei wurde von seiner Hand erstickt, als sie versuchte, zu laut aufzuschreien. Ihr ganzer Körper zitterte, als er weitermachte und seinen eigenen Orgasmus jagte wie ein Raubtier, das nichts anderes mehr zum Leben hatte.
Als er kam, war es keine Erlösung – es war ein Knurren, ein brutales Zusammenziehen jedes Knochens, ein Kriegsschrei in der Dunkelheit.
Er blieb in ihr, keuchend, die Stirn an ihre Schulter gelehnt, während ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief.
Lange Zeit sprach keiner von beiden.
Dann fuhr ihre Hand, sanft wie ein Atemzug, durch sein Haar.
„Du kommst immer zu mir zurück, als würdest du sterben“, flüsterte sie.
Er antwortete nicht.
Denn vielleicht tat er das, auf jede erdenkliche Weise, die zählte.
Cassia hielt seinen Kopf einen Moment länger, ihre Finger kämmten durch sein feuchtes Haar. Die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm – das war sie nie. Aber heute Nacht fühlte sie sich schwerer an, als würde die Dunkelheit in ihm in den Raum sickern.
„Du musst das nicht immer allein durchstehen, weißt du“, sagte sie leise. „Wovor auch immer du davonläufst – was auch immer an dir nagt – ich würde bleiben. Du müsstest nicht einmal fragen.“
Caius bewegte sich und zog sich leicht zurück, um sie anzusehen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber sein Kiefer spannte sich an.
„Ich weiß nicht, wie ich teilen soll, was in mir ist“, murmelte er.
Cassia lächelte traurig. „Du musst es nicht teilen. Lass nur jemanden die Last neben dir tragen.“
Er schüttelte einmal den Kopf. „Du verdienst Besseres. Nicht das hier. Nicht mich.“
„Ich suche nicht nach Besserem. Ich suche nach Echtem. Und du – Caius – du bist das Rohste, Echteste, was ich je berührt habe. Selbst wenn du zerbrichst. Besonders dann.“
Er antwortete nicht, aber seine Hand strich langsam und ehrfürchtig über ihren Brustkorb. Etwas Zärtliches huschte durch seine Augen, so schnell, dass es kaum zu bemerken war, bevor seine Mauern wieder hochfuhren.
„Du würdest hassen, was aus mir im Licht wird“, sagte er.
„Dann bleib mit mir im Dunkeln“, flüsterte sie. „Wenigstens dort sehe ich dich.“
Sein Adamsapfel bewegte sich, und zum ersten Mal seit langer Zeit fragte sich Caius, ob Einsamkeit vielleicht nur eine andere Form der Kapitulation war. Er drückte einen Kuss auf ihr Schlüsselbein – sanft, beinahe menschlich.
Doch als er wieder sprach, war seine Stimme hohl.
„Dieses Leben endet nur auf eine Weise, Cass. Und ich werde dich nicht mit mir in den Abgrund ziehen.“
Sie widersprach nicht. Sie hielt ihn nur fester.
Denn sie wusste es bereits – sie würde ohnehin mit ihm gehen.
