2. Versteigert

Arianna beobachtete, wie der erste Wächter sich näherte und sich neben sie hockte. Schmerzvolle Wimmern entkamen ihrer Kehle, leise, aber voller Qual.

„Beende es und verbrenne den Körper.“

Sie konnte nicht glauben, dass diese Worte aus Kaels Mund gekommen waren. Der Mann, dem sie ihr Herz und ihren Körper geschenkt hatte, war ein Verräter, und sie war nur eine Spielfigur in seinem eigenen Spiel um den Thron? Der Gedanke ließ ihr Herz noch stärker zusammenkrampfen.

„Mein ganzes Leben lang habe ich mich gefragt, wie es sich anfühlen würde, einen Hochgeborenen zu töten. Es wird wohl ein wunderbares Gefühl sein. Jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, dank Alpha Kael“, höhnte der Wächter, leckte sich die Lippen, seine Augen glänzten vor Blutdurst.

Arianna schloss die Augen, weitere Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie glitt in die Dunkelheit, ihre Kraft schwand schnell. Ihr Atem war schwer, und sie wusste, dass sich ihr Zustand verschlechtern würde, wenn sie nichts gegen die Wunde unternahm, die Kael ihr zugefügt hatte.

„Aber heute ist nicht der Tag dafür“, fügte der Wächter hinzu, und Ariannas Augen öffneten sich verwirrt.

Was?

Der zweite Wächter trat vor, mit demselben verdrehten Ausdruck. „Du hast ein hübsches Gesicht, Augen, Lippen und Körper. Männer würden ein Vermögen für dich bezahlen.“

Ariannas Herz sank. Sie verstand jetzt – sie wollten sie verkaufen. „Nein... nein, tut das nicht“, versuchte sie zu sagen, aber ihre Stimme versagte, kaum ein Flüstern entkam ihren Lippen.

Sie musste einen Ausweg finden, aber ihr Verstand war von Schmerz und Verrat getrübt. Ihr Wolf, Lily, war still, in den Winterschlaf gegangen und bot keine Hilfe.

Der erste Wächter zog ein Fläschchen mit Flüssigkeit heraus. „Gegengift gegen das Gift, das wird die Blutung stoppen und dich zum Schlafen bringen. Der Tod würde dich nutzlos machen“, sagte er und goss die Flüssigkeit auf ihre Wunde. Sie zischte vor Schmerz, als es ihre Haut stach.

Sie zwangen ihr ein weiteres Fläschchen an die Lippen und machten sie trinken.

Der Trank wirkte schnell, und Ariannas Welt verblasste ins Schwarze.

Ihr Schicksal... besiegelt.


„Meine Damen und Herren... willkommen zu der heutigen exklusiven...“

Eine Stimme durchbrach Ariannas Bewusstlosigkeit, als sie langsam aus der Dunkelheit auftauchte. Ihr Kopf pochte, und ihre Augen öffneten sich flatternd, kämpften darum, sich an die hellen Lichter über ihr anzupassen.

Die Stimme fuhr fort. „Es ist eine Freude, Sie alle hier draußen zu haben...“

Ariannas Sicht klärte sich, und sie sah die Menge um sich herum, gekleidet in extravagante Kleidung, alle Augen auf sie gerichtet. Viele der Männer blickten sie lüstern an.

Wo bin ich?

Erinnerungen kamen zurück – Kaels Verrat, direkt nachdem sie sich ihm hingegeben hatte. Derselbe Gefährte, der ihr in die Augen geschaut, sie abgelehnt und den Wachen befohlen hatte, sie zu töten und ihren Körper zu verbrennen.

Ariannas Augen weiteten sich, als sie versuchte sich zu bewegen, aber sie war an einen Metallstuhl gekettet. Panik durchströmte sie, ihr Brustkorb hob und senkte sich mit schnellen Atemzügen.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. „Ganz ruhig, Tochter des Alphas...“ Die Stimme war spöttisch, und Arianna blickte auf, um einen Fremden zu sehen, der ihr einen herablassenden Druck gab.

Was geschah hier? Wollten sie sie vor all diesen Menschen töten?

„Die heutige Auktion ist eine besondere. Unser Artikel hier ist Arianna, die erste Tochter des verstorbenen Alpha Thane.“

Eine Auktion?

Richtig. Die Wächter hatten sie nicht getötet. Sie hatten sie hierher gebracht, um sie wie Vieh zu verkaufen.

Ihr Herz raste schnell, hämmerte gegen ihren Brustkorb wie ein eingesperrtes Tier. Warum geschah das? Sie sollte die nächste Herrscherin des Ravenhood-Rudels sein, und jetzt sollte sie verkauft werden.

Das ist ekelhaft... das ist wirklich ekelhaft!

Ihre Gedanken drifteten zu ihrer jüngeren Schwester Lylah. War sie in Sicherheit? Was, wenn Kael beschloss, ihr auch weh zu tun?

Sie musste fliehen.

„Lass mich los!“ Sie kämpfte gegen die Kette und starrte den Mann an, der nur höhnisch grinste. „Lass mich los, du Bastard, oder ich mache dich fertig!“

Der Mann lachte, seine Stimme triefte vor Spott. „Mich fertig machen? Oh, bitte“, sagte er und packte ihr Haar, zog ihren Kopf zurück. Arianna schrie vor Schmerz, der sich durch ihre Kopfhaut ausbreitete.

Seine Augen funkelten vor Wut. „Dein Vater ist tot. Du bist jetzt niemand – ein verstoßener Wolf ohne Titel. Dein Rudel hat offenbart, wie du sie verraten hast, indem du mit dem Feind für deine eigenen egoistischen Wünsche konspiriert hast… Verräterin...“

Was?!

Ariannas Stirn runzelte sich. War das die Lüge, die der Wächter verbreitet hatte? Dass sie eine Verräterin sei?

„Sie haben dich gefangen und beschlossen, dich zu bestrafen, indem sie dich hierher brachten. Der neue und wahre Alpha des Ravenhood-Rudels ist jetzt Alpha Kael Ryder.“

„Das ist nicht wahr! Ich bin keine Verräterin!“ Arianna schrie, ihre Stimme voller Verzweiflung. Nichts davon ergab einen Sinn.

Der Mann ignorierte sie und wandte sich an das Publikum. „Sie hat das Blut eines Alphas in ihren Adern. Sie ist besonders und wird viele Verwendungen haben.“

Die Art, wie er „viele Verwendungen“ betonte, jagte Arianna einen Schauer über den Rücken. Sie fühlte eine Welle der Übelkeit über sich kommen, und Tränen stiegen ihr in die Augen.

„Bitte, lass mich los“, flüsterte sie, ihre Stimme brach. Ihre Wunde pochte noch immer, und sie erinnerte sich daran, wie Lily nach Kaels grausamem Verrat in den Winterschlaf gefallen war. Die Erinnerung entfachte ihre Wut erneut. Sie würde sie alle bezahlen lassen.

Alle von ihnen.

„Lasst uns sehen, was darunter ist!“ rief plötzlich einer der Männer in der Menge, und Ariannas Augen weiteten sich vor Entsetzen, fast aus ihren Höhlen springend.

Die Menge brach in Jubel aus, und ihre Augen huschten hektisch durch den Raum. Sind die verrückt?!

Während die Forderung in der Luft hing, trat der Gastgeber vor und stellte sich vor sie.

„Bitte…“ Arianna schüttelte den Kopf, ihre Stimme zitterte. Die Ketten schienen sich enger um sie zu ziehen, schnitten in ihre Haut. „Nicht… tut das nicht… bitte.“

Der Gastgeber grinste höhnisch und griff nach dem Saum ihres Kleides. „Schsch, Liebes. Lass uns sehen, wie ein Hochgeborener darunter aussieht“, höhnte er und riss plötzlich ihr Kleid auf, entblößte sie.

„Ihr könnt das nicht tun!“ schrie sie, ihr Gesicht brannte vor Scham und Wut. Als ob das nicht genug wäre, riss der Mann es weiter bis zu ihrem Bauch und strich wissentlich mit seinem Finger über ihr Dekolleté.

„Nein!“ brüllte sie und kämpfte gegen die Ketten. Gelächter hallte durch den Saal, und Arianna senkte den Kopf, unfähig, die Demütigung zu ertragen.

Warum? Warum war die Mondgöttin so grausam? Die Scham war unerträglich, und ihre Wut kochte über, ihre Schreie kaum hörbar.

„Gefällt euch, was ihr seht?“ Die Stimme des Gastgebers dröhnte, und die Menge jubelte erneut. „Lasst uns das Bieten bei fünf Millionen beginnen“, verkündete er, und sofort gingen mehrere Hände hoch.

Arianna wusste, diese Leute waren gefährlich – die hohe Gesellschaft, Schurken, Ausgestoßene. Sie konnte sogar Vampire unter ihnen spüren.

„Sechs Millionen.“

„Sechseinhalb.“

„Sieben Millionen.“

Die Zahlen stiegen, und Arianna sah entsetzt zu, wie die hinterhältigen Männer und Frauen ihre Gebote abgaben. Es fühlte sich immer noch wie ein Albtraum an, aus dem sie nicht erwachen konnte.

„30 Millionen!“ Eine Stimme ertönte, und Ariannas Augen öffneten sich weit. Sie hob den Kopf und erblickte einen alten Mann, der gerade das Gebot gewonnen zu haben schien...

Als sich ihre Augen trafen, fühlte sich Arianna irritiert. Sie war verkauft, ein Schicksal, das sie niemals ändern konnte.

Ihr Leben gehörte nun einem anderen.

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